Wie zwitschern die Bibliotheken?

5. August 2009 at 14:47 4 Kommentare

Wie benutzt man eigentlich Twitter für die Bibliotheksarbeit? Diese Frage haben Jürgen Plieninger und Edlef Stabenau mit einem ganz übersichtlichen Ratgeber zum Thema „Twitter für (one-person) Library(PDF)“ geantwortet. Dort wird Twitter nicht nur von den technischen Seiten wie zum Beispiel viele praktische Tools für Twitter ausführlich vorgestellt und viele wertvolle Erfahrungen mit Twitter bringen den beiden Autoren bzw. Bibliothekare auch in dem Artikel ein. Wenn Sie oder Ihre Bibliothek bereits in Twitter einsteigen wollen, ist der Artikel ein sehr guter Wegweiser.

Zu Ergänzen empfehle ich Ihnen eine andere Veröffentlichung „Template Twitter strategy for Government Departments(PDF)“ von der britischen Regierung, die auch vor ein paar Tage frisch ausgegeben wurde. Diese Veröffentlichung richtet sich an den Mitarbeiter von britischer Regierung und erklärt was ist Twitter und wie man Twitter richtig für die Arbeit benutzen kann. Den großen Teil überschneidet sich mit dem Artikel „Twitter für (one-person) Library“, aber ein paar interessante Empfehlungen liste ich hier auf und diskutiere mit Ihnen zusammen:

1. Twitter ist nicht nur eine Veröffentlichungsplattform.

Es ist natürlich sehr erfreulich, dass immer mehr Institutionen Twitter benutzen, aber einige haben das Spielprinzip nicht verstanden. Twitter ist zwar ein Tool, wo man die kurze Nachrichten Online stellen kann, aber es ist doch zu unterscheiden mit Weblog. Twitter hat einen sehr starken Netzwerk-Charakter. Es nützt überhaupt nichts (oder führt sogar zu Imageschaden), wenn ein Institutionstwitter ihre Follower ein Mal im Monat über Änderung der Öffnungszeit informiert und kein Mensch zurück folgen (following).

Mit dem Problem von „Following“ und „Follower“ empfehlt die britische Regierung „follow back anyone who follows our account“. Es ist nicht nur die Höflichkeit, die Follower fühlt sich einfach aufgenommen und akzeptiert zu haben, das ist gerade was für die Unternehmen und Institutionen sehr wichtig bedeutet.

Um mehr Kunden zu erreichen und sie im Kontakte zu bleiben, ist das „Following“ und „Follower“ nur der erste Schritt. Jede Replies und Direct Message wurden bei der britischen Regierung von einem „Digital Media Team“ berücksichtigt, dadurch haben die Follower von den Regierungsaccounts die Möglichkeit mitzudiskutieren.

Ein negatives Beispiel: Library of Congress ist schon über zwei Jahre in Twitter vertreten, sie hat in den zwei Jahre nur 400 Tweets (bis 05.08.2009) veröffentlicht. Trotz so wenigen Aktivitäten schaffen sie über diesen Informationskanal als einer der bekanntesten Bibliothek der Welt über 13,500 Follower zu haben. Leider ist die Bibliothek nicht auf die Idee gekommen, ihre Follower auch zurück zu folgen(following). Wenn man liest, was sie in Twitter veröffentlicht hat, kann man auch feststellen, Library of Congress benutzt Twitter nur als eine Veröffentlichungsplattform.

Jede Bibliothek ist wahrscheinlich neidisch auf Library of Congress, dass sie mit einem Tweet sofort 13,500 Leute erreichen kann, aber dieser Informationskanal ist leider nicht von der Bibliothek effektiv benutzt. Mit Twitter erreicht Library of Congress viele Leute, aber dieses zusammen gekommene Community wurde von der Bibliothek einfach ignoriert und sie haben schon ganz viele mögliche Dialoge mit ihren Kunden verpasst.

Twitter ist flach, es gibt kein richtiger Informationssender und –empfänger. In Twitter können solche Kommunikationsmodelle „von Oben nach Unten“ oder „von Eins zu Mehr“ vielleicht nur bei solchen „mächtigen“ Institutionen wie Library of Congress funktionieren. Was eigentlich in Twitter passiert, ist eine lebende Kommunikation.

Nutzen Sie Twitter nicht nur als eine Veröffentlichungsplattform!

Tipps: Follow Sie auch Ihre Follower; Reagieren Sie auf @replies und Direct Message.

2. Promotion

Ein Institutionstwitter mit nur 10 Follower. Lohnt es sich überhaupt, so viele Arbeit einzustecken? Aller Anfang ist schwer, die Follower bekommt man nicht automatisch. Wie man als Institution die Twitter vermarkten, diese Frage hat Anne Christensen schon auf einem Beratungsgespräch beantwortet und auf die Richtlinien von britischer Regierung wurde auch empfohlen, dass man an die Anfangsphase die ähnliche Organisationen und Experten in dem Fachwelt verfolgen soll. Die Tweets soll man am besten auf Homepage einbinden und die Nutzer auf verschiedenen Kommunikationskanälen informieren, wie zum Beispiel Newsletter oder Blog.

Tipps: Follow Sie am Anfang die relevante Twitterer; Vermarkten Sie Ihr Twitter in verschiedenen Kanälen(auch Mundpropaganda).

3. Wie soll man twittern?

Über den Inhalt kann man schwer bestimmen. Es hängt davon ab, welche Zielgruppe eine Institution über Twitter erreichen und was sie auf dem Informationskanal veröffentlichen möchten.

Auf dem Richtlinien von britischer Regierung wurde empfehlen, die Inhalte sowie Ankündigung von Neuigkeiten (Veranstaltungen, Bekanntmachung, Neuerwerbung…), Live-Tweeting aus Konferenz oder Veranstaltung, neue Kenntnisse aus Web(Nachrichten zum Empfehlen oder Retwitter), aktuelle Onlinepublikationen(von Youtube, Flickr oder neuer Blogartikel), tagtägliche Kommunikation zwischen Followers.

Aber die britische Regierung wahrt gleich den aktiven Twitter-Nutzer nicht zu viel und zu oft zu twittern. Als Institution soll man mindestens zwei Tweets pro Tag verschicken, aber nicht mehr als 10 und die Tweets soll einen Abstand von mindestens halb Stunde haben.

Überprüfen Sie genau die Information, bevor Sie ein Tweet retwittern möchten. Überprüfen die Richtigkeit, Verfügbarkeit eines Links und die Sprache. Twitter erlaubt nicht den veröffentlichten Tweets nachträglich zu verändern. Es sollte vermeiden, die falsche Information zu liefern und wieder von anderen retwittertet wird.

Formulieren Sie die Sprache möglichst kurz und nutzen Sie die 140 Zeichen nicht komplett aus, für jede Tweet lassen Sie ungefähr noch 10 Zeichen übrig. Falls jemand retwittern möchtet, hat er dann keine Schwierigkeit bei den ungenügenden Zeichen.

Es gibt viele Tools, dass man die Twitterinhalte automatisiert veröffentlichen kann. Oft wird Twitterfeed benutzt, mit dem die RSS-Feeds in Twitter importiert werden und Aktualisierungen von RSS-Feeds werden automatisch in Twitter veröffentlicht können. Das ist sehr nützlich, wenn man mit Weblog, Youtube, Flickr usw. verbindet. Aber ein Institutionstwitter soll nicht komplett automatisiert werden und die automatisierten Inhalte sollen möglichst wenigen Anteil haben, weil solche Tweets man fast als Linksammlung definieren kann und schwer zu einem Gespräch einführt. Auch die Neuerwerbungslist soll nicht in Twitter importiert werden, das ist nur unselektierten Informationen und belastet nur die Follower.

Tipps: vielfältige Inhalte; wenige Automatisierung; Belasten die Follower nicht.

4. das Design

Ein schönes und professionelles Design ist für Institutionstwitter sehr wichtig, mit Hilfe von vielen Tools können Sie das Design von Twitter auch selbst gestalten. Zum Thema Twitter-Design empfehle ich Ihnen ein ganz toller Artikel von PR Blogger zu lesen. Dort wird die Tools, Background, Farbe usw. sehr ausführlich vorgestellt und viele Best Practices wurden dort vorgestellt.

Wie jede Web2.0 Dienste, muss Twitter auch pflegt werden. (wenn wir heute über ein Weblog sprechen, den niemand schreibt, können Sie vielleicht auch nachvollziehen, wie ein guter Institutionstwitter funktionieren soll.) Die Arbeit um ein Institutionstwitter zu betreiben wird wahrscheinlich sehr groß, aber schauen Sie bitte die anderen Bibliotheken in den USA oder auch hier in Deutschland, vielleicht können Sie noch ein paar persönliche Eindrücke bekommen.

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4 Kommentare Add your own

  • 1. Jessica  |  6. August 2009 um 13:24

    Vieles was Jin hier sagt lässt sich einfach nur unterstreichen. Daher ein paar wenige weitere Anregungen zur Arbeit mit Twitter.

    Vorbereitung ist der halbe Lohn: es wird in der sehr empfehlenswerten Twitter-Handreichung für OPLs bereits genannt, aber oft wird es doch nicht gemacht. Bevor man anfängt zu twittern sollte man sich einige Grundfragen stellen:

    1.) Was wollen wir vermitteln?
    2.) Wem wollen wir es vermitteln?
    3.) Warum wollen wir es vermitteln?
    4.) Wie wollen wir es vermitteln?
    5.) Welches Ziel wollen wir erreichen?

    Die Antworten ergeben so etwas wie einen Leitfaden, auf den man sich immer wieder besinnen kann.

    Um den Einstieg zu erleichtern hilft oft erstmal twitternde Bibliotheken zu verfolgen und zu beobachten, was geschrieben wird, wie es formuliert ist und wer letztendlich zu den Followers gehört. Eine Liste der twitternden Bibliotheken findet sich übrigens im LIS-Wiki: http://liswiki.org/wiki/Microblogs

    Bei einem kleinen Überblick über die Follower von Bibliotheken zeichnet sich übrigens gerade ab, dass ein großer Teil aus der eigenen Branche „Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ (Bibliothekare, Unternehmen, Studierende, etc.) stammt. (Eine ausführliche Analyse durchläuft gerade den Entstehungsprozess & wird irgendwann nachgereicht.)

    Das zeigt, dass der fachliche Austausch in Twitter zwar angekommen ist, allerdings zeigt es auch, dass Bibliotheken sich um die Inhalte ihrer Tweets und/oder die PR für ihren Twitteraccount noch mal Gedanken machen sollten.

    Mich würde auf der anderen Seite interessieren wie die Erfahrungen von Bibliotheken mit Twitter aus dialogischer Sicht haben. Wie intensiv wird es von Nutzern zum Kommunizieren genutzt? Wie gehen Bibliotheken mit Kritik um? Bekommen Bibliotheken Lob über Twitter? Wer Lust hat kann ja mal seine Erfahrungen kurz schreiben…

  • 2. jintan  |  6. August 2009 um 22:14

    Liebe Jessica,

    ganz herzlichen Dank für die tolle Ergänzung! Ich glaube mit dem Thema Twitter und Bibliothek kann man wirklich ganz ganz viel schreiben. Die Arbeit wird bestimmt sehr spannend!

    die Frage, die Du am Ende gestellt hast, sind sehr wichtig. Ich finde, diese Frage soll man schon vor der Registrierung bei Twitter antworten.

    Wenn wir bei Deinen Fragen das Wort „Twitter“ statt „Blog“ wechseln, sind sie bei dem ziemlich weit verbreiteten Tool auch noch nicht von Bibliotheken beantwortet. Ich habe persönlich den Eindruck, dass viele Bibliotheken (auch in der USA) immer mit der Vorstellung als zentralisierter Informationsanbieter in Web2.0 bewegen. So lange sie diesen Grundgedanken nicht verändern, kann man nichts über Kommunikation sprechen. Sowie das Beispiel mit Library of Congress in Twitter, sie twittern mit geschlossenen Augen, ignorieren einfach alles, was die Leute auf Twitter über sie sprechen.

    Aber es gibt auch gutes Beispiel aus Bibliotheksbereich, Du kennst bestimmt auch @slubdresden, ein Tweet aus der SLUB kann vielleicht Deine Frage teilweise antworten:

    Danke für die zahlreichen Hinweise zur Serverstörung. Haben fleißig daran geschraubt. Nun sollte wieder alles funktionieren.

    Anregungen werden sofort berücksichtigt, Problem wird gelöst, lockere Sprache, so sollt es doch Twitter für Bibliothek funktionieren.

    Jessica, ich habe eine Idee, mit der Du vielleicht die Erfahrungen von Bibliotheken mit Twitter sammeln könntest. Willst Du nicht mit den zwitschenden Bibliotheken ein sogenannten #Twinterview machen? (Interview in Twitter mit 140 Zeichen, Beispiele siehst du hier: http://www.twinterview.de/) Wenn du willst, können wir gerne die Frage gemeinsam überlegen.

    Liebe Grüße,
    Jin

  • 3. Linkliste « Learning Librarian Blog  |  16. April 2010 um 12:27

    […] Informationen zu Twitter in Bibliotheken: Wie Zwitschern die Bibliotheken, Zukunftswerkstatt, […]

  • 4. Linkliste | Bibliothekarisch.de  |  30. Mai 2013 um 00:24

    […] Informationen zu Twitter in Bibliotheken: Wie Zwitschern die Bibliotheken, Zukunftswerkstatt, […]

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