Die magische Zahl: 23
1. Juli 2013 at 08:13 Cordula Nötzelmann Hinterlasse einen Kommentar
Dieser Artikel von Zukunftsentwickler Jan Holmquist ist im Rahmen der Zukunftswerkstatt-Kolumne abgedruckt in: Bibliotheksdienst 2013 (47) 6, 470-472.
Die im Text angekündigte deutschsprachige Fassung der 23 mobile Things ist seit 24. Juni 2013 online – hier geht es um den internationalen Kontext – und warum 23 die magische Zahl ist.
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Als Helene Blowers und das Team der Public Library of Charlotte and Mecklenberg 2006 das erste „23 Things“-Programm[1] ins Leben riefen, eroberte es die Bibliothekswelt im Sturm: als frei zugänglicher Online-Kurs, der Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeitern die Gelegenheit gibt, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu verschiedenen Themen in 23 kurzen Lektionen selbst gesteuert zu vertiefen, stellt das Angebot ein professionelles und spielerisches Weiterbildungsinstrument dar. Das ursprüngliche Konzept wurde mittlerweile in mehr als 1.000 Organisationen weltweit umgesetzt und in verschiedenen Sprachen adaptiert. Die Zukunftsentwickler der Zukunftswerkstatt arbeiten aktuell an drei verschiedenen „23 Things“- Projekten: “23 Things for Gaming”, “23 Things Open” und “23 Mobile Things”. Dies lässt eine interessante Auswahl an 96 breit gefächerten Lerneinheiten und spielerischen Lernmöglichkeiten erwarten. Die einzelnen Lernreihen werden weiter unten näher ausgeführt.
Im Fokus dieses Artikels steht das Projekt „23 Mobile Things“, das Kenntnisse über Apps für Smartphones und Tablets vermittelt. Dieses Programm orientiert sich stark am ursprünglichen 23 Things-Konzept und hat zum Ziel, das den Mehrwert mobiler Geräte erfahrbar zu machen. Die erste Version von “23 Mobile Things” wurde in dänischer Sprache[2] von Bibliothekar, Zukunftsentwickler und Autor dieses Artikels, Jan Holmquist, sowie seinen Kollegen Pernille Saul, Stine Grabas und Sigrid Kjøllerfür für das Bibliotheksteam der Guldborgsund-Bibliotekerene[3] geschrieben. Die englischsprachige Version des Kurses beinhaltet Lernziele zu Apps und Anwendungen für soziale Netzwerke sowohl für Android- als auch für iOS-Plattformen. Diese Version ist offen für alle, die an dem Kurs teilnehmen wollen. Ohne Zeitvorgaben lassen sich die 23 Lektionen nach eigener Geschwindigkeit durcharbeiten und Lernerfolge über Twitter mit anderen teilen. Dabei wird der Hasthag #23mobilethings verwendet. Auch Fragen zum Stoff können über diesem Hashtag oder direkt an @23mobilethings gestellt werden. Das Unterstützungsteam betreut diese beiden Kommunikationskanäle und beantwortet die Anfragen. Die erste Lektion befasst sich mit Twitter, damit die Teilnehmenden die Basisfähigkeiten erlernen, die zum Teilen von Erfahrungen und zur Kommunikation für die restliche Dauer des Kurses nötig sind.
Wozu “23 MobileThings”?
Das Projektteam ist daran interessiert herauszufinden, auf welche Weise mobile Technologien für Bibliotheken und Bibliotheksmitarbeiter nutzbar sind, um Angebote für ihre Community zu entwickeln und mit ihrer Community in Verbindung zu treten. Mögliche Einsatzbereiche sind Bibliotheksdienstleistungen für Smartphone- und Tabletnutzer, der Aufbau sozialer Netzwerke und die berufliche Weiterbildung. Die Studie “Mobile Connections To Libraries” des Pew Research Center’s Internet & American Life Project (PEW Internet)[4] untersucht, wie rapide die mobile Nutzung von Bibliothekskatalogen und anderen bibliothekarischen Dienstleistungen durch individuelle mobile Endgeräte steigt. Die eigene Bibliothek einmal aus dem Blickwinkel eines Nutzers mit einem solchen mobilen Endgerät zu erleben, kann eine sehr erhellende Erfahrung sein.
Neue Technologien werfen in Bibliotheken auf der ganzen Welt stets viele Fragen auf. Ein Weg, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bibliotheken das entsprechende Wissen zur Beantwortung dieser Fragen zu vermitteln, sind Lernprogramme, wie sie in diesem Artikel behandelt werden. Ein anderes Ziel für ein solches Lernprojekt ist es, den Wissensdurst zu wecken und Innovationen den Weg zu ebnen, indem die Teilnehmenden selbst erleben, wie neue Bibliotheksdienstleistungen entstehen.
Wer erstellt den Kurs „23 Mobile Things“?
Die im April 2013 begonnene englischsprachige Version des Kurses entsteht in internationaler Zusammenarbeit. Ein Team, bestehend aus dem Autor dieses Artikels (Dänemark) sowie Mylee Joseph und Kathryn Barwick von der State Library of New South Wales[5], arbeitet zusammen daran, den englischsprachigen Kurs zu konzipieren. Beraten werden sie von Dr. Michael Stephens, Assistent Professor an der School of Library and Information Science an der San Jose State University (USA) und Betreiber des Blogs Tame the Web[6], der zudem die Ergebnisse des „23 Things“-Kurses für Bibliotheksmitarbeiter wissenschaftlich untersucht.
Der Kurs steht unter Creative Commons Lizenz, was die individuelle Veränderung, Adaption und Nutzung des Kurses auf lokaler, nicht-kommerzieller Basis erlaubt. Die dänische Version ist für das iPad mini, die englische für iOS- und Android-Geräte ausgerichtet. Die Zukunftswerkstatt wird in den nächsten Monaten eine deutschsprachige Version entwickeln und die Plattformfrage entsprechend für Deutschland klären. Die Erfahrungen aus der dänischen und englischsprachigen Umsetzung werden bis zum für den Herbst geplanten Start mit einfließen. Wer sich an der Erhöhung der Reichweite des Projekts beteiligen möchte, z.B. bei der Konzeption von 23 Things für Windows Phones, ist herzlich eingeladen, mit der Zukunftswerkstatt in Kontakt zu treten.
Zu den weiteren Planungen der 23 Things-Reihe: Mit „23Things Open“ plant die Zukunftswerkstatt gemeinsam mit Partnern und Experten ein MOOC[7] zum Thema „Offene Formate“. Hier sollen verschiedene offene Formate, z.B. Open Access, Open Educational Resources, Open Science, CC-Lizenzen, vorgestellt und deren Bedeutung für Wissenschaftliche wie Öffentliche Bibliotheken ausgelotet werden. Damit soll ein umfassendes Selbstlern-Tutorial für alle Mitarbeiter in Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken zum Thema „Offene Formate“ entstehen. Das Know-How über diese Publikationsformen soll stärker verbreitet und die Fachdiskussion zur Auswirkung auf die Arbeit in Bibliotheken, den Bestandsaufbau und die Wissensvermittlung in diesem Bereich weiter angestoßen werden. Der Kurs „23 Things for Gaming“ wird natürlich gamifizierende Elemente enthalten. Das Projektteam arbeitet gemeinsam mit Plattformentwicklern daran, dass für die Erreichung von Lernzielen etwa kleine Auszeichnungen in Form von Mozilla-Badges erlangt werden können, die über soziale Netzwerke mitteilbar sind. Die Inhalte werden aktuell festgelegt. Auch zur bestmöglichen Kommunikationsform mit den Teilnehmern gibt es bei Redaktionsschluss dieses Heftes konkrete Überlegungen.
Es gibt viele gute Gründe, sich auf die vielen spannenden und anregenden Lernmöglichkeiten zu freuen. Seit 2006 hat das 23 Things-Konzept nichts an seiner inspirierenden Wirkung verloren – und unterhaltsam ist es natürlich auch, sich zwanglos neue technologische Wissensbereiche anzueignen – viel Spaß beim Ausprobieren!
Der Autor, Jan Holmquist, arbeitet an der Bibliothek in Guldsborgsund, Dänemark. Philip Orr hat den Text ins Deutsche übersetzt. Kontakt zu den 23 Things-Projektteams : info@zukunftswerkstatt.org.
[7] Massive Open Online Course – kostenlos angebotener Online-Kurs
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