Eine Woche mit Michael Stephens

6. November 2012 at 02:13 8 Kommentare

Liebe Freunde und Unterstützer der Zukunftswerkstatt,

es ist nun ca. eine Woche her, dass Michael Stephens hier war. Ich möchte Euch heute ein paar Gedanken zu seiner Tour niederschreiben. Zuerst möchte ich mich bei der US-Botschaft in Berlin bedanken, die diese Tour überhaupt ermöglicht hat. Zudem möchte ich mich bei unseren lokalen Kooperationspartnern bedanken: der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin, der Nationalbibliothek in Frankfurt/Main, dem US-Konsulat in Frankfurt/Main, der Fachhochschule Köln und der Bibliothek der TU Hamburg-Harburg. Durch dieses Netzwerk an kompetenten Institutionen konnten wir die Tour mit Michael Stephens realisieren – Vielen Dank!!!

Für alle diejenigen, die Michael Stephens nicht live erleben konnten, möchten wir hier einen Mitschnitt des Vortrages in Hamburg zur Verfügung stellen. Wir möchten Euch zudem auffordern, dieses Video in allen Euren Communitys zu teilen.

Michael Stephens „Learning Everywhere“ from Zukunftswerkstatt on Vimeo.

Unabhängig davon möchte ich aber ein paar eigene Gedanken äußern. Wer einen Vortrag besucht, bei dem es um die Zukunft des Lernens bzw. das Lernen „überall“ und die Bedeutung für Bibliotheken und andere Kultur- und Bildungsinstitutionen geht, erwartet sicherlich ein bisschen Science Fiction oder zumindest ein paar völlig neue unbekannte Angebote oder am besten Apps:-) „Learning Everywhere“ das klingt nach ganz großem Kino. Ein Vortrag wie dieser sollte wenn möglich so weit weg „wirken“, dass die Einen geschockt und die Anderen euphorisiert sind. Es sollte eine große Vision sein – und genau das war es nicht. Es war besser, denn es gab eine Vielzahl an Gedankengängen, die – wenn man sie zu Ende denkt – einiges infrage stellen dürften.

Michael Stephens lehrt online – ausschließlich. Er redet nicht von Dingen die er beobachtet, sondern seiner gelebten Realität. Und so ist es nur logisch, dass er davon spricht, dass Technologie an sich immer mehr an Bedeutung verliert, während Umgang damit an Bedeutung gewinnt. Besonders wichtig: Michael Stephens sagt: das Web und alle damit verbundenen Angebote verändern die Welt und Bibliotheken wollen das. Es geht also nicht um die Frage, ob man für oder gegen die Digitalisierung unserer Gesellschaft ist. Vielmehr sollten Bibliotheken diesen Prozess unterstützen, verstärken und begleiten. Und das bedeutet im letzten Schritt, dass Bibliothekare zu den neuen Trainern und Lehrern für die digitale Welt werden.

Es geht also nicht mehr um den Bestand, sondern um den Umgang mit Inhalten oder anders ausgedrückt: es geht um Services. Die Bibliothek bekommt die Aufgabe, die Menschen zu unterstützen, ihre individuellen Ziele zu verfolgen – auch wenn dafür der Bestand nicht benötigt wird.

Ebenso wichtig ist die Erkenntnis, dass Bibliotheksmitarbeiter jeden Tag lernen müssen. Learning Everywhere bedeutet nicht nur, dass die Nutzer einer Bibliothek überall und dauerhaft lernen. Es bedeutet vielmehr, dass dies auch die Mitarbeiter in Bibliotheken tun müssen. Die Bibliothek ist nicht mehr der Ort der Informationskompetenz. Sie ist vielmehr Teil einer Community von Menschen mit unterschiedlichen Zielen, Inhalten, Interessen. Es gibt keine Deutungshoheit mehr. Jedes Medium, egal ob gedrucktes Buch, eBook, Game, Twitter-Account, Blog, Wiki, Datenbank, Facebook-Seite etc. hat die gleiche Wertigkeit bzw. die gleiche Bedeutung. Und Bibliotheken nutzen alle diese Optionen um Ihren Kunden auf ihrem individuellen Weg zu unterstützen. Bibliotheken werden Teil von Lern-Netzwerken – das wird spannend.

Ich könnte noch sehr viel mehr schreiben. Aber dann würde ich dem Video bzw. dem Vortrag von Michael Stephens zu weit vorgreifen. Ich persönlich hatte die Aufgabe und die Ehre, Michael Stephens auf seiner Tour zu begleiten. Es gab viele Gespräche und einen tollen Gedankenaustausch. Für mich war Michael Stephens Vortrag ein besonderes Geschenk. Es war kein Science-Fiction-Technologie-Feuerwerk. Es war vielmehr eine klare und verständliche Vision, die für jeden Mitarbeiter in Kultur- und Bildungsinstitutionen von Bedeutung ist. Denn hier wird ein konkreter Weg aufgezeigt und es ist nun an den Institutionen zu überlegen, welchen Teil des Weges Sie zum jetzigen Zeitpunkt schon zurückgelegt haben.

Beste Grüße

Christoph Deeg

PS: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – in Kürze werden wir über die Tour des nächsten Gastes berichten:-)

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Vortragsreihe mit Michael Stephens zum Thema „Die Zukunft des Lernens“ Zukunftsgestalter in Bibliotheken 2013

8 Kommentare Add your own

  • 1. Edlef  |  6. November 2012 um 18:20

    Der Vortrag war wirklich sehr inspirierend und interessant. Auch bei uns ist die Aufzeichnung inzwischen online (allerdings benötigt man das Silverlight-Plugin für den Browser, aber die Installation lohnt sich): TUHH Universitätsbibliothek: Learning Everywhere. Transformative Libraries & Services

  • 2. Gelesen in Biblioblogs (45.KW’12) « Lesewolke  |  12. November 2012 um 07:27

    […] zu seinem Vortrag inklusive der eingebettenen Videoaufzeichnung schrieben die Autoren der Zukunftswerkstatt, Text & Blog sowie Bibliothekarisch.de (mit einer Liste der empfohlenen Literatur zum […]

  • 3. bibla  |  12. November 2012 um 11:57

    Hallo,
    danke für die Veröffentlichung des Beitrags! Ich fand ihn sehr interessant und inspirierend. Zumindest Kleinigkeiten werde ich auch schnell umsetzen (Flickr, Foursquare). Schwierigkeiten sehe ich bei der benötigten Zeit, einerseits fürs Selberlernen, andererseits fürs Netzwerken und bei der Akzeptanz der KollegInnen. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob auf dem flachen Land die Angebote ebenso angenommen werden, wie in Chicago & Co. Hier sind ja schon VHS Vorträge gähnend leer…Aber versuchen sollte man es, für die Zukunft der Bibliothek ist es eh alternativlos.

  • […] Zukunftswerkstatt […]

  • 5. Andreas Zinnow  |  2. Dezember 2012 um 13:20

    Hallo @Christian, danke für diesen Beitrag. Leider werde ich mir aus Zeitgründen das Video erst zu einem späteren Zeitpunkt ansehen können. Dennoch bestärkt mich bereits Deine kurze Ausführung in meinem Bestreben, das Verständnis für die digitale Welt, und dass sie KEINE eigene, sondern ein Teil unserer ‚realen‘ Welt geworden ist, meinen Freunden, Kollegen und und und näher zu bringen bzw. zu vermitteln.
    Mir gefällt ‚ – das wird spannend‘! Es wird nicht nur spannend, den Weg zu beobachten (und zu begleiten), den Kultur- und Bildungseinrichtungen zukünftig einschlagen bzw beschreiten werden, sondern auch spannend und eine enorme Herausforderung; und da stimme ich ‚bibla‘ voll und ganz zu; insbesondere die Kolleginnen und Kollegen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht nur von Kultur- und Bildungseinrichtungen, von der Notwendigkeit zu ‚überzeugen‘, dass die digitale Welt ein gleichbedeutender Teil neben der analogen Welt ist.
    Ich selbst stoße dabei immer und immer wieder auf teils extremen Widerstand!

    @bibla: Einen Grund der teils gähnende Leere diverser kultureller- und bildungsrelevanter Veranstaltungen auf dem ‚platten Land‘ sehe ich genau in dieser Problematik. Es wird noch viel zu wenig auf die digitalen Möglichkeiten zurück gegriffen. Wenn die Einsicht und das Verständnis für die Notwendigkeit bei den Verantwortlichen erst einmal angekommen ist, wird sich m.E.n. auch dort einiges ändern (lassen).

    Beste Grüße
    Andreas Zinnow

  • 6. Andreas Zinnow  |  2. Dezember 2012 um 20:07

    Sorry, habe natürlich Christoph gemeint. Hatte nur vorher einige Beiträge von Christian Henner-Fehr gelesen 🙂

  • […] Alle Informationen zur Vortragsreise von Michael Stephens könnt ihr hier nachlesen. […]

  • […] Infos findet Ihr in unserem Blogbeitrag ”Eine Woche mit Michael Stephens“. In Vimeo haben wir die Aufzeichnung seines Hamburger Vortrages  ”Learning […]

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