Navigieren in der Bibliothek?
24. Januar 2010 at 23:15 jintan 3 Kommentare
Wenn ihr schon mal die Erfahrung mit iPhone gemacht habt, seid ihr wahrscheinlich auch so glücklich wie ich das Google Map auf dem iPhone nutzen zu können, falls man irgendwo verlaufen ist. Aber was macht man, wenn man in großen Supermärkten, Flughäfen oder auch mal in großen Bibliotheken verlaufen wird?
Eine tolle Applikation auf iPhone ermöglicht die Orientierung im inneren Raum. Micello enthält bis jetzt erst 250 Karte von großen Einkaufsmärkten in der USA und laut der Angabe von ReadWriteWeb soll die Applikation bis Ende 2010 über 5000 Karte enthalten. In dieser Applikation kann man zuerst nach einem bestimmten Lokal suchen, falls das Lokal in der Applikation zu finden ist, dann kann die Karte von innerem Raum mit iPhone öffnet werden. Die Karte zeigt nicht nur den Raumplan, auch eine Angebotsübersicht wird dargestellt.
Ich kann vorstellen, dass die Applikation in der Zukunft weiterentwickeln wird. Sie wird vielleicht sogar unsere Einkaufsgewohnheit verändern. Wir werden die Einkauftliste direkt auf dem iPhone schreiben und wissen sofort genau wo einzelne Artikel zum Beispiel in einem Supermarkt steht. Es wird wahrscheinlich auch eine revolutionäre Entwicklung, wenn diese Technik in der Bibliothek eingesetzt wird.
Stellen Sie mal vor, Sie werden von dem iPhone direkt zu dem Regal geführt, wo das von Ihnen gebrauchte Buch steht. Sie laufen einmal durch das Regal, dann reagiert das iPhone, wenn das gesuchte Buch in Greifnähe ist. (Die neuen Bücher haben einen großen Vorteil als die einzelnen Artikel im Supermarkt, dass sie alle mit RFID vorgesehen ist, damit kann später sicherlich eine Verbindung zwischen iPhone und Buch erstellt werden.)
Wenn man weiter denkt, ist das Navigationssystem auf dem iPhone eigentlich nicht anderes als ein visualisierter Bibliothekskatalog. Man sucht damit nicht nur gezielt nach den Büchern, das System schafft auch einen gesamten Überblick über das Bibliotheksangebot. Das mobile Internet ermöglicht die Bibliothekskunden den elektronischen Bibliothekskatalog im Hand zu halten und mit dieser Applikation können sie sich auch in der Bibliothek gut orientieren.
Diese Applikation ist sehr zukunftsorientiert, sie schafft nicht nur das iPhone als ein Navigationsgerät im Raum, sie betrifft auch gleichzeitig den drei Zukunftsthemen: Internet of thing, Geoinformationen und Informationsvisualisierung. Wir können spannend sein, wie die „kleine“ Applikation unseres Leben verändern und wie diese Technologien in der Bibliothek eingesetzt wird.
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1.
Marion Weiß | 29. Januar 2010 um 12:58
Das klingt sehr schön, dass wir uns von mobilen Endgeräten leiten lassen können.
Aber welche Unternehmen werden denn auf den Endgeräten vertreten sein? Kleine, unabhängige? Nicht viel mehr große Ketten und Konzerne? Von Navigationsgeräten kann man sich auch jetzt schon von der Autobahn herunter zu Raststätten und Restaurants lotsen lassen. Das ist praktisch und ich genieße es ebenfalls. Aber ich frage mich auch, an welchen netten Läden ich jetzt vorbeifahre und was mir nicht bekannt sein wird, weil jemand nicht dafür gezahlt hat, auf einem mobilen Endgerät, von dem sich viele abhängig machen, vertreten zu sein.
Einseitige Euphorie verursacht mir das gleiche Unwohlsein wie strikte Ablehnung neuer technischer Dimensionen.
Wo Daten erhoben und gespeichert werden, besteht sofort Interesse an Kommerzialisierung, die nichts mit Freiheit zu tun hat, sondern mit Marktkonzentration und Profitmaximierung um ihrer selbst willen. (Von Rechtsverstößen durch Datenmissbrauch gar nicht zu reden)
Bibliotheken, die sich neuen technischen Perspektiven öffnen, sollten deshalb ihren Trägern eindringlich vermitteln, dass die Sicherstellung der Informationsfreiheit zu unseren höchsten Gütern gehört. – Und diesen Aspekt zur Profilbildung nutzen.
2.
Christoph Deeg | 29. Januar 2010 um 16:09
Sehr geehrte Frau Weiß,
zuerst vielen Dank für Ihren Kommentar auf den ich wie folgt antworten möchte:
Natürlich ist es richtig, dass derartige Angebote in der Regel von
kommerziellen Betreibern entwickelt und vermarktet werden. Kommerzielle
Angebote können bei der Kultur- und Wissensvermittlung helfen aber
gleichzeitig zu einem „informellen Flaschenhals“ werden, denn das
Auswahlkriterium ist in der Regel ein kommerzielles. Dies kann bedeuten,
dass nicht alle verfügbaren oder interessanten Inhalte zugänglich und
vermittelt werden sondern nur solche, die einen kommerziellen Gewinn
versprechen. Wenn ich es richtig verstanden habe, kann z.B. Google frei
entscheiden, eine gewisse Anzahl an Digitalisaten aus wirtschaftlichen
Gründen nicht anzubieten. Inwieweit Theorien wie z.B. der Long Tail
also die Vermarktung von Nischenprodukten (eine etwas kurze Definition)
dieses Problem lösen können ist bis heute nicht hinreichend geklärt.
Zumal der besagte Long Tail ja ebenfalls kommerzielle Strukturen
beschreibt.
Trotz aller berechtigten Zweifel sind diese Angebote nur eine Form, eine
Plattform, ein Container. Sie sind technologische Möglichkeiten die nun
durch Inhalte gefüllt werden müssen. Erkennt man dies an, so werden
diese vermeintlichen Konkurrenten zu Partnern. Was nämlich nicht in kommerzielle
Systeme zu fassen ist, ist die Kultur die hinter solchen Angeboten
steckt, denn diese Kultur wird nicht durch die Anbieter vorgegeben,
sondern durch die Nutzer kontinuierlich neu entwickelt. Hieraus ergeben sich meiner Meinung nach zwei zentrale Aufgaben für Bibliotheken:
1. Kritischer aber offener Umgang mit neuen Medien und Vermittlung von
Informations- und Medienkompetenz. Hierfür werden zum Einen Offenheit
und die Bereitschaft neue Angebote auszuprobieren, zu nutzen und zu erlernen und zum Anderen das Erlernen bzw. Erlangen der damit verbundenen Informations- und Medienkompetenz von großer Bedeutung sein.
2. Bibliotheken sollten dieses neue Web2.0 und alle damit verbundenen
Technologien aktiv gestalten. Sie sollten sowohl als Institutionen also auch durch und mit mit ihren Inhalten und Kompetenzen ein Teil des Web2.0 werden. Als Teil des Web2.0 können Sie Einfluss darauf nehmen, dass alle Inhalte, also auch die die
kommerziell kaum verwertbar sind, zugänglich gemacht und vermittelt
werden. Sie könnten so gleichzeitig Einfluss auf die Art und Weise der
Kultur- und Wissensvermittlung nehmen. Anders ausgedrückt: das Web2.0
und viele weitere damit verbundene Technologien sind meiner Meinung deshalb
größtenteils inhaltsleer, weil es zuwenige gibt, die diese Angebote mit
Inhalten füllen. Google und Co. sind nicht groß geworden weil sie so
stark sind, sondern weil diejenigen die über die Inhalte oder Wissen
deren Existenz verfügen in der Welt der modernen Technologien immernoch kaum
vorhanden sind und dadurch die Möglichkeit verspielen, die kritischen
Faktoren dieser Technologien zu bearbeiten.
Aus diesem Grunde wünsche ich mir, dass die Bibliotheken sich aktiv an der Gestaltung des Netzes beteiligen.
beste Grüße
Christoph Deeg
3.
Marion Weiß | 11. Februar 2010 um 22:30
Sehr geehrter Herr Deeg,
ich teile Ihren Standpunkt, dass man nur mitgestalten kann, woran man sich beteiligt. Mich bewegt aber stets mehr als nur die positiven Möglichkeiten, weil diese nie ausschließlich sind. Und ich finde es als wichtig, auch mögliche negative Entwicklungen mitzudenken. Leider ist es oft so, dass schnell gedankliche Trennungen festgemacht werden, gerade im Bereich Technikentwicklung. Das sollte nicht so sein, denn zum Spielen gehört auch, dass sich zeigt, was nicht erstrebenswert ist. Das macht es nicht weniger spannend.
Herzliche Grüße an Sie,