Was Kultur- und Wissensinstitutionen vom Fußball lernen können – Teil 1

30. Juni 2010 at 19:15 1 Kommentar

Liebe Freunde der Zukunftswerkstatt,

die heiße Phase der Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen und wir möchten diesen Umstand nutzen um mit einer kleinen Serie zum Thema „Was man als Kultur- und Wissensinstitution vom Fußball lernen kann“ zu beginnen.

Dabei möchten wir Themengebiete wie Web 2.0, Gaming und Marketing aus der Sichtweise des Fußballs beleuchten. Natürlich seit Ihr alle herzlich eingeladen, zu kommentieren oder Gastbeiträge zu verfassen.

Im ersten Teil unserer kleinen Serie soll es um die berühmte Frage gehen, was das Web 2.0 eigentlich ist? Diese Frage wird uns immer wieder gestellt und auch in unseren Seminaren und Vorträgen reden wir darüber.

Es gibt viele verschiedene Wege das Web 2.0 zu beschreiben und genauso viele Visualisierungen. Ich möchte aber eine völlig neue Form der Darstellung des Web 2.0 ausprobieren:

Was sehen wir auf diesem Bild? Das Stadion von Eintracht Braunschweig. Eintracht Braunschweig ist ein sehr faszinierender Verein. Sie haben die Trikotwerbung erfunden (Jägermeister) und waren sogar schon Deutscher Meister. Heute spielt die Manschaft in der dritten Liga – und trotzdem ist das Stadion voll. D.h. der Verein hat es geschafft, eine sehr große Zahl von Menschen an sich zu binden.

Das Stadion an sich, also der Raum bzw. die Plattform ist nicht von Bedeutung (liebe Braunschweig-Fans: ich weiß für Euch ist es ein Tempel) Das Leben im Stadion entsteht aber zum Einen durch das Spiel bzw. die Spieler und zum Anderen durch die Fans. Es sind die Menschen, die ins Stadion gehen, die dieses Bild füllen. Anders ausgedrückt: ein Fußballspiel ist multipler user-generated-content.

Genauso verhält es sich beim sog Web 2.0. Die Plattformen, Communities, Wikis, also alle die vorhandenen Technologien sind an sich völlig nutzlos. Sie werden erst durch die Aktivitäten der User interessant. Es sind die User, die das Internet mit ihren Inhalten füllen, sich austauschen, teilen, kopperieren und interagieren. Vielleicht sollten wir nicht das Web sondern die Web sagen. Denn das Web 2.0 sind die Menschen. Das Web 2.0 – und das ist etwas, was wir von der Zukunftswerkstatt immer wieder betonen – ist weniger Technologie als vielmehr Kultur.

Was bedeutet das?
Wenn wir akzeptieren, dass das Internet von Menschen nicht nur gemacht wird sondern ohne sie schlichtweg nicht existieren könnte, dann fällt es leichter zu verstehen, dass das Internet viel weniger virtuell als vielmehr real ist. Es steht nicht in Konkurrenz zum wirklichen Leben sondern ist Teil davon. So wie Fußball auch nicht im Gegensatz zu meinen anderen Aktivitäten steht sondern ein Teil davon ist.

Wenn wir also in Zukunft über die Frage diskutieren, ob Kultur- und Wissensinstitutionen Teil des Internets werden, sollten wir eher fragen, ob diese Institutionen Teil der Menschen werden möchten…

Beste Grüße

Christoph Deeg

Entry filed under: Archive, Bibliotheken, Kulturinstitutionen, Web2.0.

Gedanken zu Second Life Hauptsache Interaktion

1 Kommentar Add your own

  • 1. Sven Mensing  |  5. Juli 2010 um 17:24

    Lieber Christoph,
    jetzt freue ich mich schon auf deine hoffentlich bald gepostete Übertragung, was wir ganz speziell von der deutschen Fussballnationalmannschaft lernen können! Hier vielleicht zwei Anregungen:
    1. Breaking hierarchies, denn durch die Nicht-Teilnahme von Ballack als Kapitän verteilt sich die Verantwortung auf mehrere Leute und siehe da, es funktioniert ganz wunderbar, einige wachsen sogar über sich hinaus!
    2. Making errors is allowed, ich denke, auch wenn die Nationalelf dieses Jahr nicht Weltmeister wird, ist ihnen niemand böse. Sie haben einfach durch tollen Fussball begeistert und es macht Spass zuzusehen (auch das Spiel gegen Serbien war ja nicht schlecht!) Man möchte am Liebsten Teil der Mannschaft sein.

    Liebe Grüße aus Lissabon
    Sven

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